Klima- und ressourcenschonende Bau- und Gewerbegebiete
Kommunen sind entscheidende Akteure im Klimaschutz. Aufgrund ihrer kommunalen Planungshoheit können sie konkrete Klima- und Ressourcenschutzmaßnahmen effektiv umsetzen und sich dabei zukunftssicher aufstellen. Kommunen müssen nicht auf gesetzliche Vorgaben aus Berlin oder den Landeshauptstädten warten. Welche Gestaltungs- und Eingriffsmöglichkeiten sie dabei nutzen, kann von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich sein. Ein besonders entscheidender Sektor ist jedoch der Baubereich, der für 30 Prozent der Treibhausgasemissionen und 60 Prozent des Abfallaufkommens in Deutschland verantwortlich ist. Zudem entfallen auf ihn knapp die Hälfte aller abgebauten deutschen Rohstoffe.
Bisher war klimafreundliches Bauen stets energiesparendes Bauen. Leider auch ausschließlich. Heute errichtete Gebäude gehen derart sparsam mit Heiz- und Kühlenergie um, dass ein weiteres Einsparen an dieser Stelle dem Klima- und ressourcenschutz - wenn überhaupt - nur noch marginal dient.
Besser ist es, einen ganzheitlichen Blick auf den Ressourcenverbrauch insgesamt zu richten. Treibhausgase, nichterneuerbare Primärenergie und kumulierter nichtnachwachsender Rohstoffbedarf sind die Stellschrauben, mit denen Gebäude ganz umfassend klima- und ressourcenschonend gestaltet werden können. Wir betrachten dabei die “grauen” Ressourcen, die mit dem Bau des Gebäudes verbunden sind. Außerdem kommen die Ressourcen hinzu, die während des Betriebs anfallen: Hauptsächlich zum Heizen und Kühlen, aber auch für den Austausch weniger langlebiger Baustoffe.
Gerade in Neubaugebieten kann über die Grundstücksvergabe sichergestellt werden, dass besonders ressourcenschonende Gebäude errichtet werden. Um Grundstücke nach Kriterien des Klima- und Ressourcenschutzes für Wohngebiete zu vergeben, hat ResScore mehrere, effektive Herangehensweisen entwickelt. Allen Verfahren ist gemein, dass sie entweder in einer Phase, in der es noch gar keine konkrete Planung gibt oder in einer sehr frühen Planungsphase, z.B. HOAI 2 (Vorplanung) bereits richtungssichere Angaben im Hinblick auf den zu erwartenden Klima- und Ressourcenschutz der später auf den zu vergebenden Grundstücken errichteten Gebäuden machen müssen. Folgende Verfahren werden dargestellt:
1. Wettbewerbsvergabe von Grundstücken mit Fragebogen zur geplanten Bebauung.
Das Verfahren ist mit dem geringsten Vorplanungsaufwand für den Grundstücksbewerber verbunden. Es dient zur Erstellung einer Reihenfolge der Bewerbungen zur Grundstücksvergabe mit Hilfe eines Fragebogens, der grundlegende Eigenschaften der geplanten Bebauung abfragt und proportional zur Umweltwirkung bepunktet.
2. Quantitative Mindestvorgaben für Klima- und Ressourcenschutz der geplanten Bebauung.
Die Kommune kann Mindestanforderungen für die Bebauung festsetzen und diese im Kaufvertrag festschreiben. In diesem Verfahren gibt es zwei sich leich t unterscheidende Vorgehensweisen: im Hinblick auf den Zeitpunkt des Nachweises der Kompatibilität der geplanten Bebauung zu den fest-gelegten Mindestzielen. Beide Vorgehensweisen nutzen ein Berechnungstool zur Ermittlung des zu erwartenden Klima- und Ressourcenschutzes der geplanten Bebauung, das ebenfalls in einer frühen Planungsphase die zu erwartenden Umweltwirkung angibt.
3. Rückvergütungssystem für Teile des Grundstückskaufpreises.
Bei diesem Verfahren kann ein Teil des Grundstückskaufpreises zurückerstattet werden. Die Höhe der Rückerstattung richtet sich nach dem erreichten Niveau des Klima- und Ressourcenschutzes. Das Verfahren ermöglicht Bauherr*innen eines klimaund ressourcenschonenden Bauwerks gegenüber konventionell Bauenden einen finanziellen Vorteil.
4. Wettbewerbsvergaben, Konzeptvergabe.
Bei größeren Gebäuden, Grundstücksgruppen oder Quartieren kann eine Wettbewerbsvergabe sinn-voll sein. Sie erwartet von den Bewerbenden eine tiefgreifende Beschäftigung mit dem zu errichten-den Gebäude und zumindest eine Vorplanung auf dem Niveau der Planungsphase HOAI 2. Die Vergabe erfolgt dann durch eine Jury, in der neben dem Klima- und Ressourcenschutz weitere Krite-rien wie Städtebau, architektonische Qualität, etc. betrachtet werden.
5. Klima- und ressourcenschonende Gewerbegebiete.
Derzeit in der Entwicklung ist ein Verfahren zur möglichst ganzheitlichen lebenszyklusweiten Opti-mierung des Ressourcenverbrauchs und Klimaschutzes in Gewerbegebieten. Es baut methodisch auf der Faktor-X Methodik bzw. dem Resource-Score auf. Die Methodik wird jedoch umfassend an die weit komplexeren Fragestellungen im Zusammenhang mit der Neuerschließung von Gewerbe- und Industriegebieten angepasst und erweitert. Dazu entwickeln wir einen Katalog von Ressourcen- und Klimaschutzmaßnahmen , der im Hinblick auf seine Wirksamkeit quantifiziert und in ein Punktesystem überführt wird. Daraus lassen sich leicht Mindestanforderungen für die Ansiedlung von Gewerbe ableiten.